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Extrahierte Personennamen: Kneas Lavinia Lavinia
Extrahierte Ortsnamen: Rom Troja Latium Italiens Latium Latium
Alboin f 573. 43
den sie in ihrem ganzen Leben nicht wird abwickeln können," und er habe den Alboin, den er von früher her kannte, nach Italien gerufen, um es in Besitz zu nehmen. Alboine /: zog mit seinem ganzen Volke und mit 20 000 Sachsen, die sich ihm angeschlossen, über die Alpen, indem er die alten Wohnsitze seines Volkes seinen Bundesgenossen, den/^vv/ Avaren, überließ. Er eroberte mit leichter Mühe Italien^eu, bis an den Tiber, mit Ausnahme der genuesischen und venetianischen Seeküste. Nur Pavia widerstand drei Jahre^/^ ^ ' so hartnäckig, daß Alboin im Zorne schwor, er werde alle Einwohner niederhauen lassen. Der Hunger zwang endlich die Stadt zur Übergabe. Als Alboin durch das Thor einzog, stürzte sein Roß und konnte auf keine Weise mehr aufgerichtet werden. Da ermahnte ihn ein Longobarde, er solle sein grausames Gelübde brechen, denn die Stadt werde von frommen christlichen Leuten bewohnt. Der König nahm seinen Schwur zurück, und das Roß erhob sich und trug ihn ruhig in die Stadt ein. Pavia wurdet' seine Residenz und die Hauptstadt des von ihm gegründeten Longobardenreichs, an welches noch heute der Name Lombardei erinnert. Seine Nachfolger dehnten die Herrschaft^ der Longobarden über fast ganz Italien aus, so daß nur noch Venedig, die Herzogtümer Rom und Neapel und das^/'? (f: südliche Calabrien den Griechen verblieben. Später erlagt V'-das Longobardenreich ^>en Franken.
: mju*5^;Wenige Jahre irach der Gründung des neuen Reichest f ■' ward Alboin ermordet (573), und zwar auf Veranlassung seiner Gemahlin Rosamunde. Er hatte sie eines Tages t ^ zu Verona bei einem Gastmahl in der Trunkenheit gezwungen, aus seinem Becher, dem Schädel ihres Vaters, zu trinken, indem er ihr denselben mit den Worten zureichte: „Hier trinke einmal mit deinem Vater!" Sie nahm blutige Rache. Sie gewann den Schildträger des Königs,> Helmichis, und einen andern starken und entschlossenen Soit-' gobarden, Namens Peredeo, daß sie den König ermordeten.
Nachdem sie in dem Schlafzimmer des Königs alle Waffen entfernt und das Schwert desselben, das stets an seinem^--.H "* **
TM Hauptwörter (50): [T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal], T43: [König Held Sohn Mann Schwert Ritter Hand Tod Vater Feind], T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien]]
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Extrahierte Personennamen: Namens_Peredeo
Extrahierte Ortsnamen: Italien Sachsen Pavia Pavia Italien Rom Neapel
170
Fünfter Zeitraum.
Erniedrigung beleidigt oder verspottet hatten. Einige ließ er in
Sacken ersaufen, bei langsamem Feuer braten, andern geschmolze-
nes Blei in den Hals gießen; feinen zwei noch lebenden Vorgän-
gern fetzte er, während er den Wettrennen zuschauete, den Fuß
auf den Nacken und überlieferte sie alsdann dem Henkerschwerte;
gegen die Einwohner vom raurischen Ehersones, unter denen er
sich zuletzt aufgehalten, schickte er ein Heer, um sie bis auf den
letzten Mann auszurotten. Sechs Jahre durfte er so wüthen,
dann ward er aufs neue vertrieben und das Haus des Heraklius
711 erlosch. Drei unbedeutende Regenten folgten in kurzen, immer
er,‘ zweijährigen Zwischenräumen,
Philippus Bardanes, Anastasius Arthemius und
7j7 Theodosius, bis das tieferschütterte Reich in Leo dem Jsaurier
einen kräftigem Lenker erhielt, der zugleich der Stifter einer
neuen Dynastie ward.
§. 30.
Lombardisches Reich.
Hasse's Gcsch. d. Lombardei 2 B. 1827. Der allgeni. histor. Tnschcnbiblioth.
12. Th. Drcsd. b. Hilscher. Leo's Geschichte der itai. Staat. 4 Th. 3. Lieferung
der Gcsch. der Europ. Staate». Hanib. 1830. b. Perthes.
Fünfzehn Jahre hatte Narses als Exarch zu Ravenna
das eroberte Italien für den Kaiser zu Eonstantinopel verwaltet,
und sich, bei sonst rühmlicher Amtsführung, nur den Vorwurf
der Kargheit zugezogen: da stürzte ihn eine Hofcabale. Er ward
abberufen, Longinus zu seinem Nachfolger bestimmt, aber des
beleidigten Mannes Rache traf den Kaiser Justin Ii., so wie sei-
ne übermüthige Gemahlin, Sophia, empfindlich, denn die Lon-
go barden sielen in Italien ein.
Albo in, des Audoin Sohn, beherrschte damals die Longo-
barden. Der Ruf seiner Tapferkeit reichte in die Ferne; die Ge-
piden hatte ec unterworfen, ihren König, Kühnemund, erschlagen,
und dessen Tochter, die schöne Rosamunda, genöthigt ihn zu ehe-
lichen. Pavia allein leistete einen dreijährigen Widerstand, die übri-
gen Städte und Lande unterwarfen sich sogleich, hießen in ihrer
Gesammtheit die Lombardei, dem griechischen Kaiser blieben
nur Ravenna mit einem Striche an der östlichen Küste von Ita-
lien, bis Ancona hinab, so wie Venedig, Rom und Neapel, nebst
deren oft bestrittenen Gebieten, zum nimmer rastenden Hader zwi-
schen diesen Machten und den Päpsten. Pavia ward die Resi-
denz der lombardischen Könige. Nach germanischer Sitte vertheilte
Alboin größere und kleinere Distrikte als Lehen unter seine
Kampfgenossen, wodurch der Anfang gemacht ward von Italiens
Zersplitterung in so viele kleine Staaten. Nur dis ins vierte
TM Hauptwörter (50): [T42: [Papst Kaiser König Rom Heinrich Italien Karl Kirche Bischof Jahr], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T23: [Rom Römer Krieg Italien Stadt Jahr Heer König Rmer Hannibal]]
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Extrahierte Personennamen: Philippus_Bardanes Anastasius_Arthemius Theodosius Leo Tnschcnbiblioth Hilscher Perthes Sophia
Reich der Longebärden.
19
(Hunimnnd) und zwang dessen Tochter Rosamunda ihn zu ehelichen.
Dann überließ er den Avaren ganz Pannonien, zog, angeblich auf
des abgesetzten Narses Einladung, mit seinen Longobarden, 20,000
Sachsen und einigen slavischen Horden, nach dem ihnen (aus dem
Kriege gegen die Oftgothen) schon bekannten Italien und eroberte
dieses Land bis zur Tiber mit Ausnahme der genuesischen und vene-
tianischen Seeküste. Nur Pavia ergab sich erst nach dreijähriger
Belagerung und ward dann Hauptstadt des Reiches.
Nosamunba ließ den Alboin, weil er sie gezwungen bei einem Hoffcste aus
dem Schädel ihres Vaters zu trinken, durch den Schildträger Helmichis ermor-
den und floh mit diesem zum Exarchen Longinus nach Ravenna. Von diesem
eingenommen, vergiftete sie den Helmichis, ward aber von ihm genöthigt, den
Giftbecher zu leeren.
Alboin's Nachfolger Kleph dehnte die Herrschaft der Longo-
barden über fast ganz Italien aus, so daß den Byzantinern nur
noch das Gebiet von Jstria, der Inselstaat Venedig, die Herzog-
thünier Rom itnb Neapel und das südliche Calabrien *) blieben.
Unter den folgenden Königen dauerte die Erweiterung des Reiches
auf Kosten der Byzantiner sort, Aistulf eroberte das ganze Exarchat
und nahm zuletzt sogar die Oberhoheit über Rom und dessen Gebiet
in Anspruch. Deshalb rief der Papst Stephan Ii. den König der
Franken, Pipin den Kleinert, zu Hülfe, welcher durch einen zweimali-
gen Feldzug nach Italien den König Aistulf die besetzten Theile der
römischen Landschaft zu räumen und Ravenna nebst der Umgegend
an den Papst abzutreten nöthigte. Eine neue Einmischung der Fran-
ken in die Streitigkeitei: zwischen dem Papste und dem Könige De-
siderius führte 774 die Einverleibung des longobardischen Reiches in
das fränkische durch Karl den Großen herbei, f. §. 7.
§• 5.
Das Reich der Franken unter den Merovingern.
Bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts hatten sich die salischen
Franken aus dem rheinischen Deltalande weiter gegen Süden über
einen großer: Theil des fruchtbaren, aber wenig bevölkerten belgischen
Niederlandes zwischen Schelde und Maas ausgebreitet. Den Grund
zu der mächtigen Herrschaft der Franken irn Abendlande legte erst
Chlodwig (481 — 511) aus dem Geschlechte der Merovin-
ger (benannt von Chlodwigs Großvater Meroväus), ans welchem
die salischen Franken vielleicht seit alter Zeit ihre Könige hatten.
*) S. das 4. Blatt in v. Spruner's Atlas nebst der Erläuterung dazu.
2 *
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264
Die Longvbarden.
lischen Kirchen arg geplündert und verwüstet und die Bischöfe und Geistlichen
hart unterdrückt wurden. Endlich konnte auch der unausgesetzte Kampf gegen
die Byzantiner und deren römische Untertanen der schnellern Verschmelzung
nur hinderlich werden.
2. Authari bewies sich als einen frischen thatkräftigen Helden. Der
einem empörten Herzog gewärte Schutz veranlaßte ihn Brerillus (Brescello)
im Modenesischen zu erobern, einen glücklichen Raubzug nach Istrien zu sen-
den, die Insel Comacina im Comer See mit den reichen dort verwarten
Schätzen zu nehmen und über Spoletum und Beneventum bis an das Meer
bei Regium vorzudringen H. Glücklich waren seine Kriege gegen die Franken
Childeberts Ii2), aber die größte Wolthat für sein Volk wurde seine Ver-
wicklung mit der bairischen Prinzessin Theudelindeb). Die schöne, kluge,
gebildetete und christlich fromme Königin gewann dergestalt die Herzen des
Volks, daß als Authari 590 plötzlich starb (man vermutete an Gift), ihr die
Wahl eines Gemals und Königs überlassen ward. Sie erkor den kriegerischen,
aber mit offnem und edelm Gemüt begabten Herzog Agilulf (Ago) von
Turin (590— 616). Mit kräftiger Hand hielt dieser vielfache Empörungen
niederh. Als der griechische Exarch (Patricius) mehrere Städte in der Nähe
Roms mit Hülfe eines verräterischen Herzogs zurückerobert hatte, war er
rasch zur Rachethat herbei und belagerte Perusium, doch ließ er sich durch
seiner Gemalin Bitten bewegen dem Papst Gregor dem Gr. und den Römern
Frieden zu gewären. Die Gefangenuehmung seiner Tochter mit ihrem
Gatten brachte 601 den Krieg von neuem zum Ausbruch. Da wurden Padua,
Cremona, Mantua und andere Orte, Bagnarea und Orvieto (in Tuscien)
erobert und erst nach Rückgabe der Königstochter mit dem Exarchen und dann
mit dem Kaiser selbstfriede, jedoch nur immer auf bestimmte Jahre geschlossen °).
Um so sorgfältiger hielt Agilulf mit den Franken Frieden. Mit den Awaren
schloß er wiederholt Bündnisse und mit ihrer und der ihnen untertänigen
Slawen Hülfe vollbrachte er mehrere die Oströmer schädigende Kriegsthaten,
aber gleichwol machte das wilde Volk bald darnach einen verwüstenden Einfall
in Friaulo). Mit inniger Zuneigung umfasste Theudelinde die katholische
Kirche und mit eben so großer Klugheit wie eindringlichem Ernst wüste Gregor
der Große ihren Übertritt zum Arianisnrus zu verhüten7) und sie zur Gel-
tendmachung ihres Einflusses auf den König zu ermuntern8). Die innere
geistige Überlegenheit der katholischen über die arianische Kirche begann sich zu 1
1) Paul. Iii 18. 19. 27. 32. Bei Regium stieß er mit seiner Lanze an eine
auf dem Meeresufer errichtete Säule und bezeichnen sie als die Grenze der Longo-
bardeuherschaft (die Authari-säule). — 2) S. 8 70, 5. 585 Paul. Iii 17. 22.
588 Iii 29. 590 Iii 31. Die Franken waren von Ostrom zu diesen Kriegen aufgc-
fordert. — 3) Nachdem die erste Gesandtschaft die Zusage gebracht, gieng Authari
selbst unerkannt mit einer zweiten Gesandtschaft nach Baiern. Er sah die schöne
Braut und berührte beim Credenzen des Weins heimlich ihre Hand und ihr Gesicht.
Sie ahnte wer er sei, aber schwieg. An der Grenze seines Landes stieß er vor den
Augen des bairischen Geleits seine Streitaxt so tief in einen Baum, daß sie stecken
blieb, und gab sich mit den Worten „Solche Streiche führt Authari" zu erkennen.
Paul. Iii 30. Falsch nennt Paulus Theudeliuda eine Tochter Garibalds, richtiger
Fredegar Theudeberts. Daß sie Christin war, erklärt sich nur, wenn eine fränkische
Prinzessin ihre Mutter war. S. Abel in den Berichtigungen. — 4) Paul. Iv 3.
13. 16. — 5) Paul. Iv 8. 9. 12. 20. 23. 25. 28. 31. 32. 35. 41. — 6) Paul. Iv
1. 4. 12. 20. 24. 28. 37. 41. — 7) Die sogenannten drei Kapitel, welche die
römische Kirche verwarf, hätten dies leicht ohne Gregors Klugheit bewirken können.
Abel a. a. O. S. 244. — 8) S. den Brief Gregors bei Paul. Iv 9.
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Extrahierte Personennamen: Authari Brescello Agilulf Gregor Gregor Ernst Gregor
der_Große Gregor Paulus_Theudeliuda Theudeberts Gregors Gregors
8 Von der Auflösung des abendl. römischen Reichs bis zu Karl d. Gr.
selben Weise mit Grundbesitz aus, wie einst Theodorich die Ostgoten.
Die italienischen Grundbesitzer durften sich darum Glück wünschen, daß
die 20 000 Sachsen wieder abzogen, weil ihnen die Langobarden nicht
erlaubten, in Italien nach sächsischem Rechte zu leben.
Dem byzantinischen Kaiser blieben in Italien vorerst noch die Halbinsel
Jstrien, die venetischen Inseln, aus welchen bei Attilas Verwüstungszuge
sich zahlreiche Flüchtlinge niedergelassen hatten; serner das Küstenland
von Ravenna bis Ancona; Rom mit seinem Gebiete (äuoatus Ro-
mae), Neapel mit Am alsi, Gaeta und Sorrent, Apulien und
Kalabrien, endlich Ligurien (ducatus Liguriae) mit der Hauptstadt
Genua, überdies die großen und kleinen zu Italien gerechneten Inseln.
Das byzantinische Gebiet am Adriatischen Meer mit Rom hieß das Ex-
archat im weiteren Sinn, im engeren Sinn war es der Küstenstrich von
Ravenna bis Ancona; die Städte Rimini, Pesaro, Fano, Sinigaglia und
Ancona begriff man insbesonders unter dem Namen Pentapolis. Bei
einer derartigen Teilung Italiens konnten Kriege zwischen dem Kaiser
und dem König der Langobarden nicht ausbleiben.
Alboin kam durch die Rache seines Weibes Rosa munde um; sie
war die Tochter des Gepideukönigs Kunimund, der in der Schlacht von
Alboins Hand gefallen war; aus dem Schädel des Erschlagenen hatte er
sich nach altbarbarischer Sitte einen Trinkbecher bereiten lassen, und als
er einst in Verona trunken beim Mahle saß, forderte er Rosamunden
auf, „mit ihrem Vater zu trinken". Sie that es, aber mit dem Ent-
schlusse, den Tod ihres Vaters und den selbst erlittenen Hohn zu rächen.
Sie gewann zwei Krieger zur Ermordung Alboius: als er nach dem
Mahle in seinem Gemache schlief, band sie das Schwert zu Haupten
seines Lagers fest, entriegelte die Thüre und ließ die Mörder ein. Alboin
erwachte beim ersten Geräusche, und als er sein treues Schwert uicht los-
reißen konnte, ergriff er einen Fußschemel, der ihn freilich nicht lange
gegen die Waffen der Mörder schützte. Rosamunde konnte sich aber nach
der Ermordung ihres Gemahls der Herrschaft nicht bemächtigen; denn
sie mußte mit den Mördern vor dem Zorne des Volkes entfliehen und
fand mit denselben den Untergang. Sie reichte nämlich dem einen, Hel-
migis, Gift, um seiner loszuwerden; aber dieser hatte den Becher noch
nicht geleert, als er spürte, daß er Gift getrunken habe, und nun zwang
er mit gezücktem Schwerte das entsetzliche Weib, den Rest zu trinken, so
daß beide in einer Stunde starben. Der andere Mordgehilfe wurde in
Konstantinopel hingerichtet.
§ 7. Nach Alboins Tod wählten die Langobarden den Herzog
Kleph (572—573) zum Könige. Als dieser im zweiten Jahre von
einem Sklaven ermordet wurde, blieben sie zehn Jahre ohne König und
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Extrahierte Personennamen: Karl_d Karl Alboins Alboius Alboin Alboins
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Die Langobarden. § 41—43.
31
afrika nach Spanien hinüber, und hier siel das dritte, freilich längst von deut-
scher Weise entartete Gernianenvolk, die Westgothen, deren König Roderich
in der Schlacht bei Xeres de la Frontera Reich und Leben einbüßte.
5. Die Langobarden.
§ 42. Italien war, wie wir oben gesehen haben, durch Narses zur
Provinz Ostroms gemacht worden. Narses ward Statthalter in dem neuunter-
worfenen Laude. Aber auch ihn gedachte man, wie dem Belisar, mit Undank zu loh-
nen. Da rächte er sich, indem er ein neues Germanenvolk nach Italien rief, daß
nun dauernd hier zur Herrschaft gelangte: es waren die L a n g o b a r d e n. Die Lango-
barden waren ein norddeutscher, den Sachsen verwandter Stamm, der zuerst auf
dem linken Elbuser im heutigen Hannover, und in der Altmark und dann zuletzt, wie
wir gesehen haben, in Mähren (§ 35.) gewohnt hatte. Als sie sich von hier die
Donau entlang verbreiteten, waren sie in Krieg gerathen, zuerst mit den Heru-
lern, dann mit den Gepiden, die sie besiegten und zum Theil unterwarfen.
Ihre Königsgeschichte, ihre Wanderzüge, ihre Kämpfe liegen in reicher Fülle der
Sagen, die deutlich alte Heldenlieder erkennen lassen, vor uns in den Erzäh-
lungen ihres Chronisten, des Paulus Diaconus, der dieselben um die Zeit Karls
des Großen ausgezeichnet hat. Als Narses sie rief, ihnen edle Südfrüchte
schickte, um zu zeigen, wie herrlich und lockend das Land sei, wohin er sie ein-
lud, herrschte über sie der gewaltige Alboin, der den Gepidenkönig Kunimund
mit eigner Hand in der Schlacht erschlagen und dessen Tochter Rosamnnde
zur Gemahlin genommen hatte. Er folgte der Einladung, und im Jahre 568 'fy /
zogen die Langobarden in Italien ein. Sie unterwarfen fast die ganze Halb-
insel. Nur was mit der Flotte bewahrt werden konnte, Sicilien und einige
Küstenstriche, Ravenna, Neapel, Genua, blieben den Griechen und bildeten das
Exarchat. Auch Rom blieb dem Namen nach von Ostrom abhängig. In der
That stand es fast selbstständig unter der geistlichen Leitung des Pabstes; in einem
ähnlichen Verhältniß stand Venedig unter seinem Dogen *). Alles übrige Land
fiel den Langobarden zu und ward vom Könige wieder einzelnen Herzögen zu-
getheilt. Zum Sitz seiner Herrschaft wählte Alboin die Stadt Pavia. Hier
aber ward er nach kurzer Regierung von der Blutrache seiner Gemahlin Rosa-
munde getroffen. Diese hatte er einst in der Trunkenheit gezwungen, aus
ihres eigenen Vaters Schädel, den er zur Erinnerung seines Sieges als Trink-
geschirr führte, ihm Bescheid zu thun. Sie gewann durch List den Helmichis, einen
Edlen aus Alboins Gefolge, und ließ ihren Gemahl im Schlaf ermorden (573).
§ 43. Ihm folgte durch Wahl der Herzöge Kleph, 573 — 574, nach
dessen baldiger Ermordung die Herzöge ohne König zu herrschen versuchten.
Später aber erhoben sie doch den Sohn Kleph's, Authari, auf den Königsthron.
Dieser pflanzte seinen Speer an der Straße von Messina auf, zum Zeichen,
daß er Italien bis zum äußersten Ende unterworfen habe. Von seiner Wer-
bung um Theudelinde, die Tochter des Baiernherzogs Garibald, verkündigt
Sage und Lied. In der Theudelinde aber war, da Authari früh starb, dem
Lande eine weise Herrscherin gewonnen. Die Edlen überließen es ihr sogar,
einen neuen Gatten zu wählen, und erkannten diesen, den Agilulf, damit zugleich
auch als ihren König an. Theudelinde baute den Dom zu Monza, wo von nun an
die langobardische Krone (die eiserne genannt, weil ein Nagel vom Kreuz Christi
. *) Herzog, dux.
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Extrahierte Personennamen: Roderich Paulus_Diaconus Karls
Extrahierte Ortsnamen: Spanien Italien Italien Sachsen Hannover Altmark Italien Sicilien Ravenna Neapel Genua Rom Ostrom Venedig Pavia Messina Italien Baiernherzogs_Garibald Monza Christi
80
Vierter Zeitraum.
sehe Heer verfolgte ihn nicht, entweder weil ihm dieser Sieg
bereits zu viel gekostet hatte, oder weil die teutschen Völ-
kerschaften, die in demselben dienten, ihre Winterquartiere
in ihrer Heimath zu halten gewohnt waren, oderauch, weil
Aetius den Westgothen selbst nicht traute.
Im folgenden Jahre verlangte Attila die Honoria
nebst ihrem Erbtheile. Als man ihm beides verweigerte,
brach er mit einem neu verstärkten Heere in Italien ein.
Nach einer langen Belagerung eroberte und vertilgte er das
blühende Aquileja. Die Flüchtlinge aus dieser Stadt und
ihren Umgebungen verbargen sich auf den vielen kleinen
Inseln in den Lagunen des adriatischen Meeres, und bald
darauf stieg, von diesen Ausgewanderten angelegt, das
reiche und mächtige Venedig auf diesen Lagunen empor.
Von Aquileja zog Attila vor die übrigen Städte des
obern Italiens; er vertilgte Padua, Vicenza, Verona
und Bergamo; Mailand und Pavia ergaben sich,
uno wurden nur geplündert. Rom selbst, aus welchem
ihm der Bischoff Leo entgegen zog, getraute er sich aus
Aberglauben nicht anzugreifen, und gegen eine große Summe
Geldes gab er seine Ansprüche auf Honoria auf, beson-
ders als die schöne Hildegunde seine Neigung gewonnen
hatte. Doch in der Brautnacht mit dieser Geliebten starb
er (453) an einem Blutsturze, vielleicht nicht ohne Verrath.
So endigte der kalmückische Eroberer seine mit Blut gedüngte
Bahn; kein Räuber aus einem andern Erdtheile hat seit ihm
Europa so in Schrecken gesetzt und so weit verwüstet, wie
er! Mit ihm ward d i e Ma ch t der Hunnen g e b r o -
chen; denn seine Söhne'und Erben waren ihm zu wenig
ähnlich, und zu uneinig unter sich, um die ungleichartige
Beherrschung so vieler Völkerschaften fortsetzen zu können.
Sein ältester Sohn, Ellac, blieb gegen die Gepiden, die
sich von den Hunnen trennten; der dritte, Jrnac, ging
über die Wolga und fiel gegen die Avaren. Zwar behaup-
tete sich sein zweiter Sohn Dengisich mit den Hunnen
noch eine Zeitlang an der Donau; allein die Burgunder,
die Heruler, die Rugier, die Thüringer, die bisher
TM Hauptwörter (50): [T48: [Land Rhein Reich Volk Sachsen Römer Franken Jahr Karl Gallien], T44: [Alpen See Stadt Schweiz Italien Meer Berg Insel Fuß Inn]]
TM Hauptwörter (100): [T65: [Reich Italien Land Kaiser Römer Volk Jahr Rhein Gallien Franken], T98: [Volk Land König Krieg Zeit Feind Mann Macht Freiheit Kaiser], T33: [Stadt Meer Italien Neapel Hauptstadt Rom Insel Genua Spanien Land]]
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Extrahierte Personennamen: Attila_die_Honoria Aquileja Attila Leo
10 Das Christenthum unter den Germanen und Slaven.
wie die byzantinische Erzählung lautet, von der Kaiserin Sophia ver-
höhnt, worauf er durch eine Botschaft insgeheim die Longobarden nach
Italien einlud. Sollte an dieser Einladung auch etwas Wahres sein,
so bleibt jedenfalls gewiß, daß die Longobarden auch aus eigenem
Antrieb nach Italien ausgezogen wären, denn sie kannten Italien sehr
wohl und waren ein sehr kriegerisches Volk sucvischen Stammes, das
sich schon zu Armins Zeiten, als es noch zu beiden Seiten der untern
Elbe wohnte, furchtbar gemacht hatte. Im 5. Jahrhundert hatten sie
ihre Wohnsitze in Oberungarn nökdlich von der Donau, besiegten um
500 die Heruler, verstärkten 551 das Heer, mit welchem Narses Ita-
lien eroberte, und vernichteten (566) unter König Alboin, einem viel-
besungenen Helden, das Reich der Gepiden, das sich von der Theiß
bis zur Moldau ausdehnte. Alboin erschlug deren König Kunimund
und nahm Rosamunda, die Tochter desselben, zum Weibe; den Schädel
des Schwiegervaters ließ er in Silber fassen und trank aus ihm bei
festlichen Gelagen. Das türkische Volk der Awaren hatte ihn gegen die
Gepiden unterstützt; zum Danke überließ er ihnen Ungarn, als er 568
mit seinen Longobarden und 20,000 sächsischen Familien nach Italien
aufbrach. Er eroberte den größten Theil Ober- und Mittelitaliens mit
leichter Mühe, nur Pavia, welches Residenz der longobardischen Könige
wurde, und Mailand fielen erst nach langem Widerstande. Weder Alboin
noch dessen Nachfolger eroberten Italien gänzlich, weil es ihnen an einer
Flotte fehlte; der Kaiser in Byzanz behauptete die Halbinsel Istrien, die
venetianischen Inseln, das Küstenland von Ravenna bis Ankona (dies
ging zuletzt noch verloren), den römischen Ououlus, deßgleichen ven
Ducatus von Neapel mit den kleineren Gebieten von Amalfi, Cajeta
und Sorrent, den ligurischen I)uoatu8 mit der Hauptstadt Genua, end-
lich die Inseln Korsika, Sardinien/Malta und Sicilien. Das griechisch-
römische Gebiet am adriatischen Meere mit Rom hieß das Erarchat im
weitesten Sinne des Worts; im engeren Sinne bezeichnete man damit
den Küstenstrich von Ravenna bis Ankona (die heutige Romagna);
Rimini, Pesaro, Fano, Sinigaglia und Ankona begriff man insbeson-
ders unter dem Namen Pentapolis.
Alboin kam durch die Rache seines Weibes um; berauscht zwang
er sie aus dem Schädel ihres Vaters zu trinken, wofür sie ihn durch
einen Edelmann, Helmich, im Bette ermorden ließ, nachdem sie vorher
sein Schlachtschwert auf die Seite geschafft hatte (673). Sie heirathete
den Helmich, mußte aber mit ihm vor der Rache der Longobarden zu
dem griechischen Exarchen Longinus nach Ravenna flüchten, dem sie bald
ihre Hand und die Schätze Alboins antrug. Dieser ging darauf ein
und Rosamunda reichte dem Helmich einen Becher vergifteten Weins;
er hatte ihn jedoch nur zur Hälfte geleert, als er den Frevel des Wei-
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